SCHÖNE FASSADEN
BRAUCHEN SCHÖNE GERÜSTE
Bei der Gerüstbaufirma Ro² erkennt man den
Wert einer professionellen Außendarstellung. Und die Möglichkeiten, die Facebook für die
emotionale Profilierung eines Baugewerks bietet.
Den beiden Geschäftspartnern war klar: Von den anderen unterscheidet
man sich bereits über den ersten Eindruck und so legen sie bis heute sehr
großen Wert auf einen einheitlichen Geschäftsauftritt. Die Firmenfarben
orange und blau untermalen jeden Kundenkontakt: Geschäftspapier, Visitenkarten,
E-Mail-Signatur, Flyer, Fahrzeuge, Arbeitsbekleidung – das leuchtende
„Ro²“ ist durchgängig zu sehen. Diesen Schwerpunkt setzten Okken
und Meyer von Anfang an. 2013 dann investierten sie in ein Facelift des
Firmenlogos um den zeitgemäßen Auftritt zu gewährleisten. Aber nicht nur
Geschäftsunterlagen und Infrastruktur, auch das eigentliche Produkt, die
Gerüste, sind durchwegs einheitlich gekennzeichnet. Neben der eigentlichen Firmenplane montiert Ro² für gewöhnlich eine zusätzliche Plane am Gerüst, die ganz auf das Marketing ausgerichtet ist und neben dem Logo die Firmenphilosophie in einem griffigen Slogan widergibt – wie eben zum Beispiel „Schöne Fassaden brauchen schöne Gerüste“ oder „Ro² – Leistung hoch zwei“. Die Investitionen in den Außenauftritt sind für das Führungsteam gut angelegt: „Wir werden viel angefragt, allein deshalb, weil wir draußen in der Stadt sichtbar sind“, so Robert Meyer und sein Kollege Roland Okken ergänzt: „Unsere Leute und die Fahrzeuge da draußen sind unsere Visitenkarte. Wir sehen aus wie Bauhandwerker, wir tragen keine Turnschuhe und Jogginghose, wie es zum Teil immer noch üblich ist, und das hebt uns, denke ich, schon von der Masse ab.“
• Professionelle Außendarstellung in allen Kontaktpunkten des Unternehmens
• Zertifizierungen als Wettbewerbsvorteil und zur Sicherstellung der Qualität
• Social Media zur Imagebildung und Mitarbeitergewinnung
• Mitarbeiterloyalität durch familiäres Betriebsklima und Investitionen in die Arbeitsplätze
Firmierung: Ro² GmbH & Co.KG
Gewerk: Gerüstbau
Standort: Berlin
Gründungsjahr: 2004
Wirkungsraum: regional
Kundenstruktur: 5 % privat, 30 % öffentlich, 65 % gewerblich
Mitarbeiter: 35
„Schöne Fassaden brauchen schöne Gerüste“ ist ein Slogan, mit dem
das Unternehmen Ro² auf Werbeplakaten an seinen Gerüsten in eigener
Sache für sich spricht. Aber in diesem knackigen Satz steckt zugleich die
wesentliche Unternehmensphilosophie der Gerüstbauer aus Berlin.
Ein durchgängiges Erscheinungsbild in orange und blau
Den eigenen Weg zu gehen und sich von den Wettbewerbern der Branche
zu unterscheiden, ist seit Beginn an das Bestreben der Ro². Roland Okken
und Robert Meyer gründeten die Gerüstbaufirma 2004 als Nachfolgegesellschaft
eines Berliner Traditionsbetriebs, in dem beide lange Jahre
als leitende Mitarbeiter tätig gewesen waren. Das wirtschaftliche Umfeld
zum Zeitpunkt der Firmengründung war Anfang der 2000er nicht gerade
rosig, die Berliner Bauwirtschaft stöhnte unter der schlechten Konjunkturentwicklung.
Umso mehr Wert legten Okken und Meyer von der ersten
Stunde an auf die Profilierung ihres Handwerksbetriebs. „Gleich von
Anfang an war unsere Zielsetzung: Wir müssen uns moderner aufstellen,
wir müssen uns anders präsentieren. Wir dürfen nicht das tun, was andere
machen, sondern müssen unsere Nische finden in einem hart umkämpften
Markt“, so Roland Okken.
Ohne Helm und ohne Gurt kommt keiner
Bei Ro² gibt man sich allerdings mit der reinen Sichtbarkeit des Firmenlogos
auf der Baustelle nicht zufrieden, sondern legt zusätzlich großen Wert auf
die Sichtbarkeit des eigenen Qualitätsanspruchs. Das beginnt bei der gründlichen
Angebotserstellung, einer detaillierten Dokumentation der Leistungen
und einer ausführlichen Präsentation der Angebote bzw. einem Verkaufsgespräch
beim Kunden. Intensive Beratung der Bauherren, umfangreiche
Planungsleistungen, Koordination mit anderen Baudienstleistern und Behördenabstimmung
sind im Leistungsspektrum der Ro² selbstverständlicher Bestandteil.
Zur Sicherstellung der Qualität ihrer Handwerksleistungen nutzen Okken
und Meyer Zertifizierungen, wie etwa die RAL-Güteschutzzertifizierung, und
setzen dabei auf interne und externe Qualitätsüberwachung. Die Gerüste
der Ro² werden anhand eines vorgegebenen Protokolls von einer externen
Firma auf die Einhaltung der Zertifizierungsrichtlinien überprüft und abgenommen.
Im Rahmen der Eigenüberwachung werden die Mitarbeiter regelmäßig
einmal im Jahr auf den neuesten Stand der Technik geschult. Darüber
hinaus unterweist eine externe Sicherheitsfachkraft die Mitarbeiter zweimal
jährlich in Arbeitsschutz- und Sicherheitsvorschriften. Diese Unterweisung
extern zu vergeben, ist Geschäftsführer Meyer wichtig, „damit man auch mir
Vorschriften macht“. Damit beugt Ro² vor, dass sich in diesem wichtigen Bereich
durch das Tagesgeschäft ein Laissez-faire einschleicht. „Unsere Aufgabe
ist es, Verkehrswege zu schaffen. Unsere Leute arbeiten in einer unsicheren
Umgebung, um für andere sichere Arbeitsplätze zu schaffen, und
sind dadurch einer besonderen Gefahr ausgesetzt“, erklärt Roland Okken
die Bedeutung der Sicherheit in ihrem Geschäft.
Bei Ro² ist man da konsequent: Für jedes auch noch so kleine Gerüst wird
eine Gefährdungsbeurteilung erstellt, die Mitarbeitern achten streng darauf,
stets alle Sicherheitsvorkehrungen – wie zum Beispiel das Tragen von Helm
und Gurt – auch bei kleinen Gerüsthöhen oder einfacheren Aufgaben einzuhalten.
Qualität fällt auf
Das Nachhalten dieser Sicherheitsmaßnahmen und der sauberen Dokumentation
setzt natürlich einen höheren Verwaltungsaufwand voraus – allein
acht der rund 30 Mitarbeiter bei Ro² sind im Büro tätig. Für Meyer und Okken
rechnet sich das aber, denn das konsequente Verfolgen der Qualität sichert
den Betrieb nicht nur gegen das Risiko einer juristischen Auseinandersetzung
ab, sondern zahlt gleichzeitig immens auf die Außenwirkung ein. Die
Zertifizierungen als solche sind bereits ein Wettbewerbsvorteil in der Branche.
Noch vielmehr ist es die Sichtbarkeit der professionellen Handwerksleistung
auf der Baustelle, die schon zu der einen oder anderen Anfrage
und schließlich zu Aufträgen geführt hat, weil potentielle Bauherren angetan
von der Arbeitsweise der Ro²-Mitarbeiter vor Ort waren.
Ro² setzt darüber hinaus auf Speziallösungen. Der Betrieb bietet zwar die
komplette Bandbreite des Gewerks an, sucht aber gezielt Spezialaufträge,
über die er sich vom Wettbewerb unterscheiden kann. Im Unternehmen
sind die Kompetenz und die Ausstattung vorhanden. Über das Angebot
von Alternativlösungen können Okken und Meyer oftmals für den Betrieb
eine höhere Effizienz in der Leistungserstellung und für den Kunden die
individuellere Lösung realisieren. Flexibilität spielt bei der erfolgreichen
Akquisition eine ebenso große Rolle. Aufgrund ihrer Reputation werden
Ro² gerne für akute Spezialaufträge angefragt. „Unsere Qualität besteht
darin, dass wir schnell reagieren können, das hören wir oft vom Kunden.
Wir setzen auch Dinge um, bei denen Kunden eigentlich sagen ‚Das geht
zeitlich nicht mehr‘. Wir machen es aber trotzdem möglich. Natürlich müssen
dann vor allen Dingen unsere Mitarbeiter mitziehen“, so Meyer.
Gute Mitarbeiter im Gerüstbau sind schwer zu finden
Die Mitarbeiter – ein elementares Thema bei Ro². „Eine der größten Herausforderungen
der Zukunft ist es, sein Personal, das wenige und kostbare,
gut zu führen: die Mitarbeiter positiv an sich zu binden, sie zu motivieren,
jeden morgen aufzustehen und einen harten Job zu machen – wahrscheinlich
den härtesten Job am Bau überhaupt“, beschreibt Robert Meyer den
Stellenwert der Personalführung bei Ro². Wie bei vielen Handwerksbetrieben
sind auch bei Ro² der Fachkräftemangel und die Nachwuchsrekrutierung
problematisch. Der Beruf des Gerüstbauers bringt hohe Anforderungen
mit: es ist eine körperlich schwere Arbeit, eine gefährliche noch
dazu und ein Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens ist keine Seltenheit. Obendrein
hat sich der Gerüstbau als angesehenes Handwerk erst spät in
Deutschland etabliert: Früher verrichteten diese Arbeit oft angelernte Hilfskräfte,
erst 1991 wurde es ein Lehrberuf und seit 1998 gilt der Gerüstbau
schließlich als Vollhandwerk. Historisch gesehen hat der Beruf nicht das
allerbeste Image.
Okken und Meyer wollen das ändern und beginnen damit in ihrem eigenen
Betrieb. Die beiden legen großen Wert auf die gute Ausstattung für
ihre Mitarbeiter, für sie ist das ein Zeichen der Wertschätzung. Das reicht
von der Wahl hochwertiger Arbeitskleidung und Ausrüstung über Firmen-
Lkws mit Automatikgetriebe bis zum klimatisierten Aufenthaltsraum und
modernen Duschen für die Mitarbeiter. Im Hof gibt es zudem einen eigenen
kleinen Grillplatz. Jährliche Mitarbeitergespräche sind fest etabliert. Noch
viel wichtiger ist Okken und Meyer aber das Betriebsklima: „Wir wollen
den Mitarbeitern das Gefühl geben, dass das auch ihr Unternehmen ist
und sie Teil davon sind.“ Deshalb legen sie großen Wert darauf, die Mitarbeiter
in ihrer Meinung ernst zu nehmen und sie bei Entscheidungen einzubinden
– wenn es etwa um die Gestaltung des Arbeitsplatzes oder die
Anschaffung neuen Arbeitsmaterials geht. Okken und Meyer versuchen
auch, Rücksicht auf die private Situation der Mitarbeiter zu nehmen, immer
ein offenes Ohr zu haben und auch mal ohne großen Formalismus in privaten
Dingen auszuhelfen. „Wir werden auch dafür belohnt. Gerade in den letzten
Jahren spürt man wirklich diesen Teamspirit, den wir hier haben, dass sich
die Leute mit uns identifizieren. Auch ohne dass wir ständig in unserer Freizeit
miteinander grillen, hat jeder das Gefühl, sich auf den anderen verlassen
zu können“, beschreibt Roland Okken das Betriebsklima bei Ro². „Das
klingt jetzt so, als wären wir hier ein Priesterseminar“, wendet Robert Meyer
lachend ein, „Das stimmt natürlich nicht. Wir sind schon stark wirtschaftlich
orientiert. Aber ohne Investition in die Mitarbeiter und einen guten Zusammenhalt
im Team gibt es nun mal auch keinen wirtschaftlichen Erfolg.“
Imagebildung durch Facebook
Um die Attraktivität ihres Berufs herauszuarbeiten und dadurch neue Nachwuchskräfte
zu gewinnen, nutzt Ro² seit einiger Zeit verstärkt die neuen
Medien, respektive Facebook. Im Facebook-Profil des Unternehmens postet
Ro² Bilder von der Baustelle und den Mitarbeitern, verlinkt zu Projekten, an
denen die Firma beteiligt war, kommentiert aktuelle Ereignisse und schreibt
nicht zuletzt neue Stellen aus. „Für die Kundenansprache ist es derzeit vielleicht
noch nicht ganz so relevant, aber man kann darüber neue Mitarbeiter
ansprechen. Facebook ist jung und hip und alle jungen Leute sind da drin“,
beschreibt Robert Meyer die Überlegung, die den Anstoß dazu gab, für die
Firma ein Profil im sozialen Netzwerk einzurichten. Facebook eröffnet die
Möglichkeit, sich als Firma parallel zu den klassischen Marketinginstrumenten
zu profilieren – auf einer anderen Tonspur und durch Bilder, die für sich
sprechen: Die jungen Mitarbeiter in 30 Meter Höhe auf dem Gerüst, voll
angegurtet vor einer eindrucksvollen Fassade, zeigen die solide Handwerksleistung
und die Qualitätsansprüche des Betriebs. Sie stehen für die
repräsentativen Aufträge von Ro² und zahlen auf das Image des furchtlosen
Gerüstbauers als geheimen Helden der Baustelle ein. „Wir müssen uns
überlegen, wie wir eine attraktive Alternative zu anderen Jobs darstellen
können.
Mit unserem Facebook-Auftritt wollen wir zeigen, dass Gerüstbau
ein aufregender Job sein kann. Wir sind etwas Besonderes auf der Baustelle:
da wo wir hingehen, gehen keine anderen hin“, kommentiert Roland
Okken die Möglichkeiten, über den Onlineauftritt am Image des Berufsbildes
zu feilen.
Auch Berichte über das lokale soziale Engagement der Firma oder freundliche
Grüße zu Feiertagen finden über das Web 2.0. ihren perfekten
Kommunikationskanal ohne dabei sperrig zu wirken. Sie füllen den professionellen
Firmenauftritt mit Leben und Sympathie und unterfüttern so die
emotionale Dimension der Marke Ro².
Sein digitales Engagement will Ro² in Zukunft noch verstärken. Deshalb hat
die Firma vor kurzem einen eigenen Mitarbeiter für die Onlineaktivitäten
eingestellt, der in Zukunft das Thema weiter bearbeiten und vorantreiben
wird. Eine neue, zeitgemäße Firmenwebsite wurde gerade umgesetzt. Der
moderne Auftritt unterstreicht das emotionale Markenbild, indem er auf
viele großformatige Bilder von der Baustelle und von den Mitarbeitern
setzt. Visuelles Material für den weiteren Ausbau des digitalen Auftritts
gibt es genug: Die Ro²-Mitarbeiter auf der Baustelle sind immer mit einer
Kamera ausgestattet – primär um zu Gewährleistungszwecken ihre Arbeit
zu dokumentieren, aber immer stärker auch vor dem Hintergrund, laufende
Projekte im Internet präsentieren zu können. Eine Ro²-App, über die aktuelle
Facebook-Posts abgerufen werden können, gibt es ebenfalls. Man denkt
aber bereits über eine Weiterentwicklung nach, die den Kundennutzen noch
stärker in den Vordergrund stellt. „Wir möchten da einen Schritt voraus sein“,
fasst Meyer die Ambitionen der Ro² auf diesem Gebiet zusammen: „Unorthodoxe
Wege zu gehen, das ist eigentlich eine Spezialität von uns.
Wenn alle da lang laufen, dann sehen wir uns erstmal die andere Richtung
an. Unseren eigenen Weg zu gehen, das ist uns wichtig. Man kann sich so
zwar auch mal verlaufen, aber wir haben damit bisher meistens Erfolg
gehabt.“
Ein konsequentes Qualitätsmanagement, ein Außenauftritt, der sitzt, hohe
Wertschätzung der Mitarbeiter und eine moderne Ausrichtung des Marketings
– das ist der „andere“ Weg, den Ro² beschreitet. Und der Erfolg gibt
ihnen Recht, den Berlinern mit den schönen Gerüsten.